Die Energy Blockchain – ein Game Changer im Energiemarkt?

Ein Überblick über die aktuelle Entwicklung und Initiativen, die mit der Blockchain den Energiemarkt und das Energiesystem revolutionieren wollen.

Die Mehrheit ist überzeugt: Der Klimawandel macht ein rasches Handeln notwendig

Bei der 21. UN-Klimakonferenz 2015 in Paris bekannten sich insgesamt 196 Vertragsparteien (inkl. EU), gemeinsam für den Klimaschutz zu arbeiten. Erstmals stimmten fast alle Staaten der Welt einem Vertrag zu, in dem sie sich zu nachhaltigen Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel verpflichten.

Als Konsequenzen müssen nun der Ausstieg aus fossiler Energie und der Ausbau von Erneuerbaren Energien, ein Totalumbau des Energiesystems hin zu einem digitalen, nachhaltigen Energiesystem, sowie gravierende Verschiebungen im Energiemarkt folgen.

Auch wenn nun neue Staatschef der Meinung sind, diese Verträge seien nicht verbindlich und es wird eh alles nicht so schlimm, so gibt es weltweit eine Reihe von engagierten ForscherInnen und UnternehmenInnen, die den Klimawandel sehr ernst nehmen und Lösungen für ein nachhaltiges Energiesystem schaffen wollen. Digitale Technologien, u.a. Blockchain, können dabei Enabler für neue Geschäftsmodelle sein.

Die Blockchain als Blackbox

Alle reden darüber. Aber nur wenige kennen sich wirklich aus. Betrachten wir die Blockchain vorerst als Blackbox und schauen wir uns an, welche Geschäftsmodelle mit der Blockchain realisiert werden können:

BBlockchain

  • Das Brooklyn Microgrid ist wohl eines der bekanntesten Beispiele. In dem New Yorker Stadtteil produzieren fünf Häuser Solarstrom und handeln diesen über die Blockchain mit den Nachbarn von der anderen Straßenseite (https://www.brooklyn.energy).
  • Die Idee von NRGcoin geht noch darüber hinaus. Der NRGcoin ist eine Verrechnungseinheit für den Handel von Grünstrom. In dem Konzept werden jedoch auch die Netzgebühren mitkalkuliert und die TeilnehmerInnen können überzählige NRGcoins am Currency Market handeln (http://nrgcoin.org).
  • Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Tennet nutzt die Blockchain-Technologie mit dem Ziel, das Stromnetz stabil zu halten. Dabei werden verteilte Speicher koordiniert und Werte zwischen den Speichern und dem Netzbetreibern über die Blockchain ausgetauscht. Somit werden mehr Erneuerbare Energien im Stromnetz möglich (https://www.tennet.eu/de/news/news/europaweit-erstes-blockchain-projekt-zur-stabilisierung-des-stromnetzes-startet-tennet-und-sonnen-e/ ).
  • In Österreich hat Fronius gemeinsam mit einem Konsortium einen Proof of Concept gebaut, um die gemeinschaftliche Nutzung von Sonnenstrom in einem Mehrfamilienhaus über die Blockchain abzubilden. Seit Sommer sind die Nachbarschafts-Strommodelle in Österreich nun auch rechtlich möglich. Die Abrechnung kann über Blockchain erfolgen (http://www.key2.energy).

Über den Inhalt der Blackbox

Die Technologie hinter den oben genannten Anwendungen ist die sogenannte Ethereum-Blockchain, ursprünglich entwickelt von Vitalik Buterin (Whitepaper 2013) und Gavin Wood (gemeinsames Yellow Paper 2014).

Ethereum wird oft mit Krypotwährungen wie Bitcoin verwechselt. Doch hinter Ethereum steckt viel mehr. Es ist eine Plattform für sogenannte Dapps (Distributed Apps), die aus Smart Contracts bestehen. Als öffentliche, unveränderbare Datenbank bietet Ethereum ein Peer-To-Peer-Netzwerk, in dem alle TeilnehmerInnen über den Zustand eines Sachverhalts einen Konsens gebildet haben und jeder Teilnehmer zu jeder Zeit alle Veränderungen dieses Zustands nachvollziehen und (kryptographisch sicher) verifizieren kann. Der Austausch von Werten (im Sinne von Informationen innerhalb einer Lieferkette wie bei Grünstrom) ist verifizierbar und transparent gestaltbar.

Das österreichische Start-ups GridSingularity (http://gridsingularity.com) ist weltweit führend mit der Weiterentwicklung der Ethereum-Blockchain beschäftig. Die derzeitigen Limitierungen (enorm hoher Stromverbrauch, relativ geringe Transaktionsraten, etc.) sollen in den nächsten Jahren gelöst werden. Dafür wurde die Energy Web Foundation (http://energyweb.org) gemeinsam mit dem Rocky Mountain Institute ins Leben gerufen. Unterstützt von Global Playern wie Shell, Statoil oder Engie ist es das Ziel der Foundation, die Technologie zur Marktreife zu entwickeln und so einen Impact auf die Energiesysteme weltweit zu erzielen. Spätestens dann wird kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Und das Team von GridSingularity rund um Ed Hesse hat bereits eine ganze Reihe von Anwendungsfällen (Smart Grid Management, Handel von grünen Zertifikaten, Investment-Entscheidungen, etc.) ausgearbeitet.

Auch Österreich hat einiges zu bieten

Start-ups und Interessierte, die gerne an Blockchain-Lösungen für den Energiemarkt arbeiten wollen, finden hier gute Voraussetzungen. Das Wirtschaftsministerium hat eine Plattform ins Leben gerufen und einen 9 Punkte Plan für Österreich verfasst (https://www.blockchain-austria.gv.at). In Graz leitet Thomas Zeinzinger den Blockchain Hub, der immer wieder mit coolen Aktivitäten von sich reden macht (https://blockchainhub.net/graz/). Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG hat im Rahmen ihrer Smart Digital Service Initiative einen Blockchain Schwerpunkt gesetzt (https://www.ffg.at/programme/smart-and-digital-services). Die Zielgruppe sind u.a. Start-ups, Unis, FHs, KMUs. Eine Einreichung ist laufend bis Ende 2018 möglichen. Die Förderquote beträgt für Start-ups bis zu 70 %.

An der FH Technikum Wien sind wir dabei, das Blockchain Thema in Forschung und Lehre zu verankern. Wenn Sie Interesse an einer Master Thesis zum Thema Energy Blockchain haben, schreiben Sie uns eine kurze E-Mail!

Dieser Blogbeitrag ist eine Zusammenfassung des Vortrags von Hemma Bieser beim Start-me up Monday am 13. November 2017 an der FH Technikum Wien (https://www.technikum-wien.at/entrepreneurship/).

 

 

 

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